Bin ich mental well?

Wir kennen alle diesen Effekt: selbst ein im-sterben-liegender antwortet auf die Frage: "Wie geht es Dir?" immer mit "gut".

Wir sind es so gewohnt. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Uns geht es immer gut! Mentale Wellness? Wer braucht schon so etwas, uns geht es doch gut!

Zumindest solange, wie der "Schein" gewahrt werden kann.

Kratzt man ein wenig an der Oberfläche sind wir auf einmal gar nicht mehr mental well.

Wir ärgern uns über den Chef, die Mitarbeiter, die Politiker, die Ausländer, die uns alles wegnehmen wollen, die Autofahrer, die in der Tempo 30-Zone 30km/h fahren, die Autofahrer, die in der Tempo 30-Zone 130km/h fahren, die, die bei dunkelgelb noch über die Ampel fahren, die, die bei dunkelgelb tatsächlich halten, die Kassiererin im Supermarkt, die ausgerechnet an "meiner" Kasse so langsam ist (wie immer). Wir ärgern uns über den unberechtigten Elfmeter (natürlich für Bayern), über das Wetter, die schlechten Straßen, die überfüllten, natürlich verspäteten Züge, den Nachbarn, dessen Digitalkamera mehr Megapixel hat als meine, über anderen Nachbarn, dessen SUV ein paar PS mehr hat als meiner. Wir ärgern und über Öko-Terroristen, die die Natur erhalten wollen, wir ärgern uns über die, die unsere Lebensgrundlage, Wasser, Luft und Erde, des Profites weniger willen vergiften. Und..... und... und....

Und wie geht es uns? GUT! Mental well? KLAR! Irgendwelche Probleme? NEIN!

Trinken schon mal ein Bier oder Wein zu viel um uns zu entspannen? Oder kompensieren den Ärger in Drogen, überschulden uns, damit UNSER SUV ein paar PS mehr hat als der des Nachbarn, fühlen uns ständig gestresst (= überfordert), verzocken unsere Geld oder leben versteckten Süchte wie Sucht nach Anerkennung, Adrenalin, Egomanie u.ä.